24.02.2010

sich vertraut machen - bis Begegnung möglich ist















Das ist Toon Khaw, wörtlich heisst das 'Essenszeit'. Natürlich ist das nur sein Spitzname, so wie alle Thais einen Spitznamen haben und auch nur den verwenden. Toon Khaw ist der jüngste Bewohner im Hopsiz und lebt hier mit seiner Mama und seinem Papa. Der kleine Mann hat mich was Großes gelehrt:

In den ersten Tagen hat er sich unheimlich vor mir gefürchtet. Wenn immer ich auch nur näher als 5 Meter zu ihm kam, suchte er Schutz bei einer anderen Person. Ich war ihm entschieden zu weiss! Er hatte Angst vor mir. So ging es einige Tage.
Es war dann ein großer Schritt, als er mein Lächeln nicht mehr mit einem Weinen erwiderte. Nach einigen weiteren Tagen konnte ich ihn berühren, wenn er sich sicher auf dem Arm einer anderen Person wusste. Am Ende der zweiten Woche war es dann soweit: Toon Khaw kam auf meinen Arm und hat seine Angst überwunden. Wir konnten uns begegnen. Ich habe diesen Prozess dieses 'sich- vertraut- machens' nie so lange und so intensiv erlebt wie mit diesem Kind.

Aus seiner Sicht: Es ist gut, sich seines Raumes und seiner Gefühle bewusst zu sein. Gut, diesen Raum einzunehmen und zu behaupten, sich nicht überrollen lassen und einfach zu seinen Gefühlen stehen. Wenn Angst, dann Angst; solange Angst, wie Angst. Und immer schön behutsam! Schritt für Schritt. Wenn Angst, dann die Frage: Was gibt mir Sicherheit? Toon Khaws Sicherheit war der Arm seiner Mama und einer anderen vertrauten Person oder das Ausloten von Nähe und Distanz und dafür sehr wachsam zu sein.

Alles hat tatsächlich seine Zeit und man muss Schritt für Schritt gehen. Man kann den übernächsten Schritt nicht vor dem nächsten Schritt tun und erst Recht kann man nichts erzwingen. Manchmal geht es nicht so schnell, wie ich es gerne hätte, das ist bei vielem so. Bei allem Wollen und 'ach, wie wäre aber so schön' ... es nutzt nichts, Schritt für Schritt, nichts überstürzen, werden lassen, wachsen lassen ...

Und ich? 10 Monate bin ich in Thailand und ich glaube, dass ich erst jetzt anfange 'richtig anzukommen'. Meine ersten 10 Monate hier mit Land und Leuten sind so wie die ersten zwei Wochen mit Toon Khaw und mir. Beschnuppern! Ich kann wirklich sagen, dass ich erst in diesen Wochen 'bei den Menschen angekommen bin', was immer mein Wunsch war. Es ist mir bewusst, dass ich mit dem 'Ankommen' noch lange nicht fertig bin.