19.02.2011

Gefuehle in der Arbeitswelt

Vier Monate ist es her, dass Kam in unserem Hospiz aufgneommen wurde. Wenn ich spaeter mit ihr ueber die ersten Tage bei uns sprach und darueber, dass sie anfangs immer sofort weinte, wenn sie mich sah, dann lachte sie.

Kam auesserte vor ca. zwei Wochen, dass sie daran denke, wieder nachhause zu gehen. Sie hatte an Gewicht zugenommen und verbrachte die meisten Stunden des Tages ausserhalb des Patientenbettes, was ein grosser Fortschritt war, denn bei ihrer Aufnahme war sie nicht in der Lage alleine zu sitzen. Sogar Gehuebungen waren mittlerweile moeglich. Chai, ein Mitpatient, ermutigte sie zum Ueben und borgte ihr seinen Walker, Sack fuhr mit dem Rollstuhl hinter ihr her und ich unterstuetzte sie, indem ich was von ihrem Gewicht mittrug.
Kam strahlte ueber jeden zurueck gelegten Meter.

Vor einigen Tagen wurde ich morgens schon sehr frueh zu ihr gerufen. Kam war bewusstlos. Waehrend wir auf den Krankenwagen warteten, tat ich, was ich konnte. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht.

Die Mutter von Kam sowie Kams elfjaehrige Tochter besuchten sie am zweiten Tag ihres Krankenhausaufenthaltes.
Es war so ein ganz anderes Bild als jenes eines Fotos, das ich einige Tage vorher von Kam machte und ihnen gezeigt hatte. Auf dem Foto haelt Kam Gewichte in der Hand und trainiert. Vor uns lag Kam nun mit einem Tubus im Hals, angeschlossen an ein Beatmungsgeraet, das Luft in ihre Lungen blies - regungslos. Auch Kams Tochter und Mutter - regungslos.
Am darauf foglenden Tag ist Kam gestorben.

Waehrend ich mit 'Stolz' die Entwicklung der Patientin in den letzten Monaten beobachete und die naechsten Pflegeziele festlegte ... dachte ich, dass ihre Geschichte eine Erfolgsgeschichte wird. Wie schnell sich ein Blatt umkehrt.

An uns ist es, jeden Tag mit seinen Erfolgen zu sehen und uns darueber zu freuen!


Und dann denke ich an Kam und an ihr Strahlen ueber jeden zurueckgelegten Meter!