16.01.2011

Papst und Sex und AIDS und Kondome

"Licht der Welt. Der Papst, die Kirche und die Welt" lautet der Titel eines Buches, das mir meine Eltern zu Weihnachten geschenkt haben. Ehrlich gesagt war ich etwas irritiert, ein Papstbuch von meinen Eltern zu Weihnachten zu bekommen. Hatten sie etwa den Gedanken einen Sohn im Kloster zu haben zu tief inhaliert, so dass sich das am Ende in der Auswahl von Geschenken niederschlaegt? Ganz ehrlich, mein zweiter Gedanke richtete sich sogleich mit Besorgnis auf zukuenftige Geschenke - es muss ja nicht katholisch sein!
Nun, in Nong Bua Lamphu sind Buecher mit deutscher Sprache in sich schon ein Genuss, doch mit diesem Buch halte ich nun einen wirklich unerwarteten Leseschatz in der Hand, in dem Peter Seewald ein Gespraech mit Benedikt XVI. fuehrt.
Auf seine Afrikareise im Jahr 2009 befragt, antwortet Papst Benedikt:

"Man hatte mich gefragt, warum die katholische Kirche in Sachen Aids eine unrealistische und wirkunslose Position einnehme. Daraufhin fuehlte ich mich nun wirklich herausgefordert, denn sie tut mehr als alle anderen. Und das behaupte ich auch weiterhin. Weil sie als einzige Institution ganz nah und ganz konkret bei den Menschen ist, praeventiv, erziehend, helfend, ratend, begleitend. Weil sie so viele Aidskranke und insbesondere an Aids erkrankte Kinder behandelt wie niemand sonst. ... Die Kirche tut mehr als alle anderen, weil sie nicht nur von der Tribuene der Zeitung aus redet, sondern den Schwestern, den Bruedern vor Ort hilft.
Ich hatte dabei nicht zum Kondomproblem generell Stellung genommen, sondern, was dann zum grossen Aergernis wurde, nur gesagt: Man kann das Problem nicht mit der Verteilung von Kondomen loesen. Es muss viel mehr geschehen. Wir muessen nahe bei den Menschen sein, sie fuehren, ihnen helfen; und dies sowohl vor wie nach einer Erkrankung. ...
Die blosse Fixierung auf das Kondom bedeutet eine Banalisierung der Sexualitaet, und die ist ja gerade die gefaehrliche Quelle dafuer, dass so viele Menschen in der Sexualitaet nicht mehr den Ausdruck ihrer Liebe finden, sondern nur noch eine Art von Droge, die sie sich selbst verabreichen. Deshalb ist auch der Kampf gegen die Banalisierung der Sexualitaet ein Teil des Ringens darum, dass Sexualitaet positiv gewertet wird und ihre positive Wirkung im Ganzen des Menschseins entfalten kann."

Aus dem Interview waehrend des Fluges nach Kamerun:
"Die Loesung kann nur in einem zweifachen Bemuehen gefunden werden: erstens in einer Humanisierung der Sexualitaet, das heisst in einer spirituellen und menschlichen Erneuerung, die eine neue Verhaltensweise im gegenseitigen Umgang mit sich bringt; und zweitens in einer wahren Freundschaft auch und vor allem zu den Leidenden, in einer Verfuegbarkeit, auch mit Opfern und persoenlichem Verzicht an der Seite der Leidenden zu sein. Das sind Faktoren, die helfen und sichtbare Fortschritte bringen.
Deshalb wuerde ich sagen, es geht um diese unsere doppplete Kraft, einmal den Menschen von innen her zu erneuern, ihm spirituelle und menschliche Kraft zu geben fuer ein rechtes Verhalten zu seinem eigenen Leib und dem des anderen, und dann diese Faehigkeit mit dem Leidenden zu leiden, in Situationen innerer Pruefung praesent zu bleiben. Mir scheint das die richtige Antwort zu sein, und die Kirche tut dies und leistet so einen sehr grossen und wichtigen Beitrag. Danken wir all denen, die dies tun."

Das ist natuerlich nur ein kleiner Auszug aus einem Buch, in dem viele interessante Themen angesprochen werden. Ich kann das Papstbuch empfehlen und muss sagen, dass meine Eltern mit dem aktuellen Weihnachtsgeschenk Geschmack bewiesen und meinen Geschmack getroffen haben!

:-)