24.05.2010

Pfingsten und der Luxus von Festtagsgerichten

Es war ein ganz normales Wochenende. Am Freitagabend kam ich zum Haus Mutter Maria und sah unsere Jugendlichen mit Taschenlampen und einer Plastiktuete auf der Suche nach Leckereien. Diese Leckereien faengt man mit der blossen Hand, muss aber gut aufpassen, dass man seine Hand schnell genug schliesst, denn sonst wuerden sie weiterfliegen. "Fangen" ist ganz okay, da kann ich gut mitmachen, aber "geniessen" muss wirklich nicht sein!
Auch einen Fischkopf, Samstagabendgericht, kann ich nicht geniessen und das wiederum koennen unsere Jugendlichen nicht vertehen. Da ich den Kopf auf keinen Fall will, brauch ich an keinem der Kopf an Kopf Rennen um den Fischkopf teilzunehmen. Ich begnuege mich dann vor allem mit Reis, Sticky Reis, wie ihr ihn auf dem Foto sehen koennt.






Jeden Sonntag kommen unsere Jugendlichen nach dem Gottesdienst zusammen. Es gibt unterschiedliche Aktivitaeten, zur Zeit lernen wir Lieder aus verschiedenen Laendern. Natuerlich wird auch gekocht und miteinander gegessen. Ich mag es, miteinande auf dem Boden zu sitzen und zu essen. Zum Glueck gab es weder gefluegele Leckereien, noch Fischkoepfe.




Der Pfingstsonntag hielt am Abend dann noch eine ganz besondere Ueberraschung bereit. Als ich konzentriert vor dem Fernsehen sass und versuchte einige Worte zu verstehen, hat Tom eine tote Schlange neben mich gelegt und dann geschrien: "Bruder, pass auf, eine Schlange!" An Schlangen hab ich mich ja fast schon gewoehnt. Als ich in der Pfarrei von Truc war, haben wir eine gekillt. Und als wir letzte Woche auf einem Tempelgelaende spazierten, hoerten wir erst Vogelgezwitscher und dann schmiss sich eine Schlange vor unsere Fuesse. Das sind Schlangengeschichten, aber es gibt auch die passenden Rezepte dazu! Dii, einer unserer Jugendlichen, hat die Schlange enthauetet, Innereien entfernt, sie in kleine Stuecke zerteilt und gegrillt. San war sich sicher, dass ich ein Stueck Schlange essen sollte, ich war mir sicherer, dass ich es nicht musste und heilfroh, dass ich mir zum Festtag eine Stueck Pizza aus dem Gefrierfach von 7/11 gegoennt hatte. Trotz allem Unvermoegen meinerseits auch nur die geringsten Ansaetze von "das koente vielleich lecker sein" aufzubringen, so bin ich doch froh zu sehen, dass unsere Jugendlichen diese Initiaiven ergreifen. Es zeigt mir, dass sie trotz aller Erfahrungen in einem Heim gross zu werden, doch ihre Traditionen im Essen und Kochen mitbrigen und behalten. Meine Koch- und Esstraditionen haften ja genauso an mir.

Der Pfingstmonag ist fuer uns ein Montag wie jeder andere auch. Auf dem Weg zum Mother of Perpetual Help Center habe ich ein aelteres Ehepaar auf der Strasse knien sehen, die zwei Moenchen ihre Almosen darbrachten. Mit dem was meine Augen sehen und die Zunge schmeckt, wird mir klar, dss ich doch in einer ganz anderen Welt bin. Und ich nehme es immer noch mit dem Zauber eines "ACH, WOW, SCHAU AN, WAS IST DAS ..." wahr.

Es ist einfach eine ganz andere Welt. Jetzt mach ich mich an die Arbeit und muss mein Wissen zu "Lepra" aktualisieren, denn in anderen Laendern gibt es auch andere Krankheiten.