Warum wollen wir immer nur die grossen Erfolge? Heute wurde ich gefragt, ob ich einen kleinen Beitrag fuer eine vierteljaehrlich erscheinende Zeitschrift der Steyler Missionare in Australien beisteuern wollte. Der Artikel muss jetzt geschrieben werden, damit er dann im Februar 2011 gelesen werden kann. Irgendwie weiss ich nicht, wie ich die Probleme dieses Tages loesen kann und kann mir schwer vorstellen, jetzt was fuer Februar zu schreiben, zumal der Artikel eine Geschichte erzaehlen soll, die von Erfolg gekroent ist. Am besten eine Geschichte, in der jemand durch unser ("steyles") Engagement zu einem neuen Leben gefunden hat, fuer den dadurch alles besser wurde und der jetzt als ueberzeugter Christ lebt - mit sich und anderen versoehnt. Ja, so stellt man sich Erfolgsgeschichten vor und ich wuenschte unser Alltag waere voll davon.
Hingegen erlebe ich die Realitaet hier eher so, als dass wir uns in ganz kleinen Schritten bewegen. Dass wir, wenn ueberhaupt, oft nur ganz kleine Erfogle erzielen. Wenn ich auf den heutigen Tag zurueckschaue, dann ist da nichts von grossen Erfolgen zu sehen. Zwei Geschichten will ich mit Euch teilen:
Der 15-jaehrige, der weglief und jetzt vom Muell lebt.
Eine Mitbarbeiterin hat gestern den Jungen gesehen, der vor einigen Wochen von uns weggelaufen war. Sie sah ihn, wie er voellig abgemagert (er nimmt keine ARV Medikamente mehr) im Abfall nach was Essbarem suchte. Als sie es mir erzaehlte, musste sie immer wieder weinen. Fuer mich war in aller Klarheit klar - klar-, dass der Junge bei uns nicht mehr landen sollte. Er hat mehrere Chancen gehabt ... und schien nie einsichtig zu werden.
Eine Mitbarbeiterin hat gestern den Jungen gesehen, der vor einigen Wochen von uns weggelaufen war. Sie sah ihn, wie er voellig abgemagert (er nimmt keine ARV Medikamente mehr) im Abfall nach was Essbarem suchte. Als sie es mir erzaehlte, musste sie immer wieder weinen. Fuer mich war in aller Klarheit klar - klar-, dass der Junge bei uns nicht mehr landen sollte. Er hat mehrere Chancen gehabt ... und schien nie einsichtig zu werden.
Durch das Sich-Sorge-machen unserer Mitarbeiterin hat sich in mir was veraendert. Ihre Traenen, die sie aus Schmerz fuer diesen Jungen geweint hat, haben mich beruehrt. Wie haben miteinander geredet und festgestellt, dass wir nicht wissen, wie wir ihm helfen koennen. Irgendwie hatte ich dann ein Beduerfnis meine Bibel aufzuschlagen: "Richet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehaueften, ueberfliessendem Mass wird man euch beschenken, denn nach dem Mass, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden." (Lk 6, 37 ff.) Zufall, dass ich diese Stelle aufschlug? Ich fragte mich, wie Jesus wohl handeln wuerde ... ist er nicht der fuer mich, der mir immer wieder eine letzte Chance gibt. Wie sollte ich/wir also handeln? Mal ehrlich, ist das eine Erfolgsgeschichte?
Chay, wieder ohne Medikamente
Chay lebte fast zwei Jahre bei uns und entschied dann, zu seiner Schwester zu gehen. Dort besuchten wir ihn. Als ich ihn sah, war mir klar, dass was nicht so ist, wie es sein sollte. Er hat ebenfalls aufgehort seine Medikamente zu nehmen, weil sie irgendwann einfach einmal all waren. Das fanden wir aber erst heraus, als ich ihn hab erklaeren lassen, wann er welche Medikamente wie nehmen wuerde. ARV Medikamente waren keine dabei. Er ist ebenfalls abgemagert, seine Haut hat Spuren von Kleintiern in sich und ich glaube, dass er auch aufgehoert hat sich regelmaessig zu waschen. Thaihaueser sind oft auf Stelzen gebaut. Chay verbringt seine Tage und Naechte unter einem solchen Haus, zusammen mit den Huehnern und Hunden. Es stinkt an diesem Ort, weil alle (er und die Tiere) den Platz als Toilette benutzen. Bei uns hatte Chay ein Gehhilfe, die ihm dort fehlt. Aber soll ich Euch was sagen: Chay ist gluecklich! Er strahlt ueber sein ganzes Gesicht! Natuerlich wuerde er gerne fuer eine gewisse Zeit wieder zu uns, vielleicht um mal wieder richtig zu duschen ... aber dort wo er ist, ist es happy. Erfolgsgeschichte? Ich habe mich gefragt, was wir aus dieser Geschichte zu lernen haben? Sicher, dass wir viel mehr Augenmerk auf die Angehoerigen richten muessen und dass wir diese genauso ueber alles aufklaeren und und unterrichten muessen.
Am Ende dieses Tages hoffe ich, dass bis Februar hoffentlich mehr Erfolg in diesen Lebensgeschichten steckt. Fuer heute haben wir dazu unser Moegliches getan und morgen tun wir es wieder und ich lerne dabei, mit kleinen Schritten zu gehen, auch wenn ich lieber von grossen Erfolgen berichten wuerde.