Momente, die tiefer gehen, auch die will ich mit euch teilen! Nicht nur die bunten Fotos und die Highlights. Neben all den Vorbereitungen fuer das Pfarrfest ist in den letzen Tagen auch viel passiert, was mit der Pfarrei und dem Fest gar nichts zu tun hat. Bewegendes, wie ich finde!
Unser Gaertner ist am letzten Mittwoch im Krankenhaus gestorben. Zwei Tage zuvor hatten wir noch ein langes Gespraech miteinander gefuehrt. Sein Arzt sagte ihm, dass er nur noch drei Monate zu leben habe. Wir haben ueberlegt, wie es fuer ihn weitergehen kann, denn er wollte seine Arbeit aufgeben. Geplant war, dass er in diesen Tagen nach Bangkok fahren wuerde, um dort mit seinem Sohn zu sein und in Behandlung zu gehen. Ein ueber Jahre zu hoher Alkoholkonsum fuehrte ihn letztlich zu einem schnellen Tod. Am Dienstagmorgen kam er noch wie jeden Tag zur Arbeit. Er erbrach aber Blut und ging dann nachhause. Als Fon und ich spaeter davon erfuhren, beschlossen wir, dass Fon ihn besuchen wuerde. Sie brachte ihn dann direkt ins Krankenhaus. Am Mittwoch musste er mehrmals reanimiert werden und starb dann letztlich unter der sechsten Reanimation.
Was ich im Krankenhaus erlebte: Die Mutter unseres Mitarbeiters jammerte, dass sie kein Geld habe. Fon, unsere Mitarbeiterin, gab ihr dann Geld, denn Haen, unser Gaertner, legte monatlich was von seinem Einkommen auf die Seite. Waehrend sie dabei waren das Geld zu verteilen, war Haen alleine. Als ich sagte, dass ich es fuer nicht richtig halten wuerde, in diesem Moment das Geld von Haen zu verteilen, waehrend er alleine um sein Leben rang, wurde ich mit einem Laecheln von einer anderer Mitarbeiterin angeschaut.
Es war ein Moment des NICHT-VERSTANDEN-SEINS, nicht wegen der Sprache, sondern wegen so unteschiedlicher Werthaltungen. Trotzdem, dass ich Nicht-Familienmitglied bin, ging ich daraufhin zu Haen und er starb wenige Minuten spaeter.
Auf dem Weg vom Krankenhaus zurueck zu unserem Center versuchte ich dann zu erklaeren, dass ich nicht alleine wuerde sterben wollen und dass es mir lieber sei, wenn jemand bei mir waere, statt vor der Tuer Geldangelegenheiten zu regeln.
Eine Mitarbeiterin meinte: Ach, Bruder, wir sollten angesichts eines so schnellen Todes viel besser leben. Zustimmung! Wir sollten doch in unserer Arbeit weniger schauen, was der andere nicht tun wuerde. ... STOP! Ich konnte darauf nur sagen, dass man das ja nicht muesse, wenn jeder seine Arbeit tun wuerde. Auch das ist ein Punkt, der weiterhin in mir nachklingt.
Auf dem Weg zum Krankenhaus, ich war gerade vom Gefaengnis gekommen, mussten wir die Polizei treffen. Einer unserer Patienten hatte im 7-11 (ein Supermarkt, der an sieben Tagen derWoche 24 Stunden geoeffnet ist) Toastbrot und Milch gestohlen und wurde dabei erwischt. Ich war froh, dass die Besitzerin des Shops Toastbrot und Milch zuruecknahm und sagte, dass die Sache damit gegessen sei. War sie aber nicht! Als ich aus dem Krankenhaus kam, fand ich den Patienten dann mit gepackten Koffern und bereit zu gehen.
Zweimal ist er einfach auf und davon und ich habe ihn zweimal zurueckgeholt. Einfach gehen lassen? Das geht doch nicht! Ich merkte, dass er absolut nicht bleiben wuerde und statt den Leichnam des Gaertners zu waschen und in sein Haus zu transportieren, fuhr ich mit dem Patienten in die naechste Provinzstadt.
Seine Angehoerigen gaben ihm etwas Geld und ich musste ihn daraufhin zum Bahnhof bringen. Ich hab mit sanften Worten versucht ihm klarzumachen, dass GEHEN jetzt nicht gut sei. Ich hab es auch laut und energisch versucht. Ich hab ihm seine Mediakmente gezeigt und gefragt: Wann musst du diese Tabletten nehmen? Ich weiss es nicht! Und diese? Ich weiss es nicht! Aber auch das, war fuer ihn kein Grund mit zurueck zu kommen. Der Grund dafuer, dass er nicht bei uns bleiben konnte ist, dass er sein Gesicht verloren hatte. Ich sagte, dass das doch nicht so schlimm sei (...). Ich sah ihn am Bahnhof, in der Nacht ohne Bett, am Morgen kein Ziel vor Augen, wo er hingehen wuerde, die Tatsache, dass er seine Medis nicht nehmen wuerde, die Illusion, dass er eine Arbeit finden wuerde ... was ist da schon ein bisschen Gesichtsverlust dagegen? Aber, MEINE WERTE sind ANDERE WERTE und ich musste ihn gehen lassen. Ich fuehlte mich schlecht und glaubte, einen Fehler zu machen, ... dass wir der Verantwortung fuer die Sorge des Patienten nicht gewachsen seien ... Aber wir sind auch kein Gefaengnis und wer gehen will, der muss gehen duerfen ... also, gehen lassen!!!
Gehen lassen ... auch unser Governour hatte unerwartet seinen letzten Arbeitstag in dieser Woche gehabt. Auch das ein kleiner Schlag, denn er hat unsere Arbeit sehr geschaetzt und war uns dadurch eine grosse Stuetze. Zwischen all den Vorebreitungen zum Pfarrfest, der Tatsache, dass auch im letzten Winkel der Staub durch Wasser weggewischt werden muss, zwischen all dem gab es dann auch noch Zeit den Governour zu besuchen. Jetzt sind wir gespannt, wer ihm nachfolgt und wie dessen Nachfolge aussieht.
Ich muss mir immer wieder klarmachen, wem ich nachfolge und wie meine Nachfogle aussieht. Als ich bei der Putzaktion das Gesicht des Erzengels Michael wusch, fragte ich Tom, ob der Engel (unserer Statue) ein Mann oder eine Frau sei ... Schoen, dass wir auf dem Weg der Nachfolge auch Spass haben!