"Life skills" unterrichten wir seit einigen Wochen unseren Jugendlichen nach dem Sonntagsgottesdienst. Ich bin immer froh, wenn dieser Unterricht gut gelaufen ist und fange dann bald danch schon wieder an, mich mit der naechsten Einheit zu stressen. Stressfaktor: Sprachbarriere und andere ... Vor zwei Wochen habe ich eine Einheit zu Listeningsskills vorbereitet, die nur deshalb so gut gelang, weil Anthony mein Englisch uebersetzt hat. Ich kann es in Thai, aber bis ich ein Spiel in Thai erklaert habe und es dann alle verstanden haben, ist schon die Haelfte der Einheit vorbei. In jener Einheit war mir klargeworden, dass unsere Jugendlichen ueber gute Listeningsskills verfuegen, wenn sie meinen Ausfuehrungen folgen ohne (innerlich) wegzulaufen. (Sichtlich weglaufen dürfen sie nicht!)
Am meisten lernt, wer lehrt! Das habe ich diese Woche wieder mal festgestellt. Auf dem Lehrplan des kommenden Sonntags steht: aggressive versus assertive behaviour. Natuerlich musste ich erst einmal das englische Wort "assertive" nachschauen und feststellen, dass es dafuer gar kein passendes deutsches Wort gibt. FREUNDLICH, aber BESTIMMT waere eine gute Beschreibung dessen, um was es zu gehen scheint. Es ist der Mittelweg zwischen passivem und aggressivem oder arrogantem Verhalten. Unser Mitarbeiter, der mit mir diesen Unterricht vorbereitet, hat sich total auf das Thema "Verhalten" als solches eingestellt (die Übersetzung in THAI hat den Aspekt von "Assertiveness" wohl nicht genug herausgestellt) und will von meiner neuen Begeisterung fuer das Konzept der assertiven Kommunikation nichts wissen. Ich bin überzeugt, dass genau das aber einen Nutzen fuer die Jugendlichen hat und blieb in unserer misslungenen Kommunikation in Sachen Vorbereitung hartnaeckig. Ergebnis: "Bruder, ich unterrichte was generelles ueber Verhalten und dann machst du einfach weiter!" "Nein! Das mach ich nicht!"
Wer verstehen will, wie assertive Kommunikation NICHT aussieht, braucht nur einen Blick auf unsere Saetze zu werfen.
"Nein, das geht nicht!", kommt eindeutig vom aggressiven Lager und das foglende Schweigen aus der passiven Ecke.
"Ich moechte, dass wir als Team miteinander arbeiten, dass wir gemeinsam vorbereiten und unsere Lerhrinhalte miteinander festlegen. Ich kann diese Einheit nicht alleine unterrichten, weil mein Thai dafuer nicht ausreicht ..." DAS waere der Anfang einer freundlich, aber bestimmten Kommunikation. Stattdessen haben wir uns dann angschwiegen und das Thema auf morgen vertagt. Ich wuerde am liebsten das Life skill Projekt hinschmeissen ... oder denke wiederum, dass ich es alleine vielleicht leichter haette. Dann wiederum denke ich, dass ich mir das gar nicht ausdenken kann und ... hoffe einfach, dass wir uns als Team mit unseren Vorstellungen und den uns gegebenen Taltenten einander annähern. Im Sinne vom "assertive behaviour" koennen wir noch ne Lehrlektion gebrauchen. Herr schick mir Geduld, aber sofort!
Gut, dass wir jetzt miteinander Fussball schauen und fuer dasselbe Team sind, das schafft Verbindung!