13.01.2011

Trauerfeier I

Was so gar nicht wie eine Trauerfeier aussieht und mich bisweilen sogar an einen Rosenmontagsumzug erinnert, ist eine Trauerfeier auf Thailaendisch an der ich vor einiger Zeit teilgenommen hatte. Um Euch mal wieder einen Einblick "in andere Welten" zu bieten, will ich ueber diese Erfahrung hier berichten.

Gestorben war die Mutter einer Mitarbeiterin von uns, die fast ein Jahr lang schwer krank war und von ihrer Familie gepflegt wurde. Neben der Tochter arbeitet auch die Schwiegertochter fuer uns (ihr Ehemann und der Sohn der Verstorbenen ist aber vor einigen Jahren gestorben). Ein weiterer Sohn der verstorbenen Dame arbeitet als Fahrer fuer die Schwestern im Kinderheim. So ist uns diese Familie also sehr vertraut.

Drei Tage vor der Verbrennung des Toten herrscht ausgelassene Stimmung! Es werden Zelte aufgestellt und es gibt gutes Essen und natuerlich Alkohol. Selbst mit Glueckspielen haette ich mein Glueck versuchen koennen, wollte aber mein Schicksal nicht heraufbeschwoeren nachdem einer unserer Mitarbeiter bereits 500 THB verspielt hatte (Glueckspiele sind ein soziales Problem!!!).

Waehrend der Leichnam in einer Kuehlbox ruht, kommen Menschen um vor dem Sarg zu beten und Abschied zu nehmen. Die Menschen glauben, dass der Geist des Toten noch drei Tage im und um das Haus bleibt und opfern so natuerlich Speisen und Getraenke.


Der Bezirk unterhalb eines Toten (der Sarg befand sich im ersten Stock des Hauses) wird gekennzeichnet. Natuerlich wusste ich nicht, was der weisse Bindfaden unter dem Stezlenhaus bedeutet, der in Brusthoehe um einige Stelzen gebunden war. Ich wollte mich schon buecken und darunter durchgehen, als ich gerade noch einmal rechtzeitg davon abhielt und einen Bogen um diese Absperrung machte. Glueck gehabt! Die Menschen glauben, dass man selsbt sterben wuerde, wenn man "unter" einer Leiche durchlaueft.

Und rund um diesen abgesperrten Bezirk sitzen die Leute auf Campingstuehlen und erfreuen sich des Lebens!






Bevor der Leichnam zum Tempel gebracht wird, kommen Moenche ins Haus und sprechen zusammen mit den Familienangehoerigen und einigen Frauen Gebete am Sarg des Toten.


Gebet im Haus


Anschliessend wird die Prozession zum Tempel vorbereitet. Die Moenche fuehren die Prozession an und der Sarg wird auf einem Pick-up hinterher gefahren. Die Moenche verbinden sich mit weissen Faeden mit dem Sarg. So soll sicher gestellt sein, dass die Geister auch wirklich mitkommen. Bisweilen werden auch Schuesse abgelassen, als Warnsignal, dass die Geister auch wirklich mit- und nicht mehr zum Haus der Familie zurueckgehen. Highlight der Prozession ist nicht nur fuer die Kinder das Werfen von Suessigkeiten. So ganz hab ich nicht verstanden, warum das gemacht wird ... aber so was wie ... der Verstorbene will was Gutes tun. Na ja, ist auch egal, denn wichtig ist, dass es schmeckt un alle raffen die Bonbons von dem roten Erdboden auf.


Prozession.



Am Tempel angekommen, wird der Sarg dann erst einmal einige Runden um den Platz gefuehrt, an dem der Leichnam spaeter verbrannt wird.


Runden mit dem Sarg.

Es folgen endlose Gebete und die Familie macht noch einmal Bilder vor dem Sarg. Dann gehen zunaechst die Moenche an den Sarg und giessen Kokosnussmilch ueber den Leichnam, was ein Reinigungsritus sein soll. Angehoerige und alle Anwesenden werfen Blumenblueten in den Sarg.

Im Anschluss daran wird das Feuer entzuendet. Gleichzeitig wird eine Rakete in den Himmel gefeuert, die symbolsich zum Ausdruck bringen soll, dass die Seele jetzt in den Himmel zieht. Im gleichen Moment fallen von oben noch einmal Bonbons und Geldmuenzen, auf die sich alle Teilnehmenden der Trauerfeier mit grosser Gier stuerzen und dann war es das. Wir gehen nachhause!